Was wir gegen Hass im Netz tun wollen

Was tun gegen Hass im Netz? Dieser Frage versuchte unter der Moderation einer unserer beiden Vorsitzenden, Martina Madner, ein herausragendes Podium gemeinsam mit vielen jungen und langjährigen Netzwerkfrauen im Festsaal der Volksanwaltschaft nachzugehen: Claudia Gigler, lange Jahre Kleine Zeitung, heute freie Journalistin, die Hass im Netz gemeinsam mit Kolleginnen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz auf der Seite Diffamierung.net offen legt; Daniela Kraus, Generalsekretärin des Presseclubs Concordia, die gemeinsam mit uns im Frauennetzwerk Medien die akkordierte Kampagne von unverantwortlichen Boulevardmedien, Propaganda-Plattformen und selbsternannten „Plagiatsjägern” gegen Alexandra Föderl-Schmid als das was sie war benannt hat, eine durch nichts zu rechtfertigende Hetzjagd und Barbara Tóth, Journalistin im Falter, die auch während der Kampagne gegen Föderl-Schmid wieder Fakten gegen Vorverurteilungen Netz sprechen ließ.

Die im Vorfeld angekündigte Maria Windhager, Anwältin für Medienrecht, die manchmal auch selbst zur Zielscheibe wird, weil sie von Hass im Netz Betroffene vertritt, musste sich krankheitsbedingt entschuldigen. Die Medienanwältin gab uns aber schriftlich unter anderem mit auf den Weg, dass nach wie vor Wissen fehlt, was Betroffene gegen Hass im Netz konkret unternehmen können: „Es wird viel darüber geredet, aber viel zu wenig getan.“ Umso wichtiger ist es, dass wir Antworten auf unsere Eingangsfrage erarbeiten konnten. Welche genau und woran wir weiter arbeiten, folgt per Newsletter – ausschließlich an Frauen im Netzwerk!

Ein Rückzug von Journalist:innen aus dem Netz gefährdet die Meinungsvielfalt

Denn der Befund ist klar: Die deutsche StudieLauter Hass, leiser Rückzug“ zeigt: Jede zweite wurde schon einmal online beleidigt. Einem Viertel wurde darüber hinaus auch schon mal körperliche Gewalt angedroht. Darin ist nachzulesen, dass Hass im Netz bedenkliche Auswirkungen hat: „Häufigste Folgen für Betroffene sind psychische Beschwerden und Probleme mit dem Selbstbild.“ Es geht allerdings nicht nur um die betroffenen Einzelpersonen. Gerade wenn sich Journalist:innen aus dem öffentlichen Diskurs zurückziehen, leidet auch die Meinungsvielfalt – und damit die Demokratie – unter Hass im Netz. „Mehr als die Hälfte aller Befragten gibt an, sich deshalb seltener im Internet zur eigenen politischen Meinung zu bekennen oder sich seltener an Diskussionen zu beteiligen. Unter den direkt von Hass im Netz Betroffenen ist der Anteil noch größer. Die Stimmen derjenigen, die betroffen sind, werden leiser, wenn der Hass lauter wird“, lautet ein Befund der Studie. 

Und das obwohl weder Hass im Netz noch Postings auf den sogenannten Sozialen Medien ganz allgemein repräsentativ für einen wissenschaftlich fundierten Diskurs oder auch nur Mehrheitsmeinungen in der Bevölkerung sind. Das ist in einer Stellungnahme der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zur Frage „Sind soziale Medien eine Gefahr für unsere Demokratie?“ von Matthias Karmasin, Magdalena Pöschl, Barbara Prainsack, Sonja Punischer-Riekmann und Stefan Strauß nachzulesen. Diese zitieren aus einem Digital News Report von Kirsten Eddy: An sozialen Medien „aktiv partizipieren vor allem Männer, die (partei)politisch motiviert sind“. Daraus ergäbe sich ein „hochpolitisierter Diskurs in Sozialen Medien und Netzwerken wie X (vormals Twitter) und Facebook, in dem sich hauptsächlich politische Extrempositionen um die Deutungshoheit duellieren“.

Grund genug, um uns gegen Hass im Netz zu wehren und im Netzwerk Verbündete dabei zu suchen, denn mit faktischen Argumenten kommt frau nicht weiter: Die Kommission zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis der Universität Salzburg hat Alexandra Föderl-Schmids Dissertation geprüft und anders als in der Kampagne gegen die Journalistin „kein relevantes wissenschaftliches Fehlverhalten festgestellt. Trotzdem versuchen manche Medien, Plattformen und selbsternannte „Plagiatsjäger” sowie deren Follower:innen weiterhin Stimmung gegen sie und zahlreiche andere Journalist:innen zu machen.

Im Falter-Radio gibt es einen Beitrag zur Veranstaltung zum Nachhören!

Herzlichen Dank ans die Podiumsteilnehmerinnen, Claudia Gigler, Daniela Kraus und Barbara Tóth! Herzlichen Dank an Volksanwältin Gaby Schwarz für den tollen Rahmen! Herzlichen Dank an Katharina Schiffl für die Fotos! Herzlichen Dank an alle, die da waren und mitdiskutiert haben, für eure Ideen und Vorschläge! Denn keine von Hass im Netz Betroffene im Netz muss sich alleine fühlen – wir versuchen uns gegenseitig zu unterstützen!

Hier gibt es darüber hinaus Hilfe, Beratung oder Möglichkeiten, Hass im Netz zu melden:
Faires Netz
Zara – Beratungsstelle gegen Hass im Netz
Internet-Ombudsstelle
Weitere Meldestellen, auch zum Thema Betrug

Hilfe im Krisenfall:  
Sozialpsychiatrischer Notdienst Tel. 01/313 30 (0–24 Uhr)
Telefonseelsorge Tel. 142 (0–24 Uhr)
Suizidprävention auf www.gesundheit.gv.at/leben/suizidpraevention
Rat für Angehörige unter bittelebe.at




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