Grenzerfahrung Journalismus

Wie gehen JournalistInnen mit persönlichen Grenzerfahrungen bei der Krisenberichterstattung um? Dieser Frage sind wir am 11.12.2017 bei einer spannende Podiumsdiskussion im Presseclub Concordia nachgegangen. Die Kriegs- und Krisenberichterstatterin Petra Ramsauer weiß, was KrisenreporterInnen mitbringen müssen: „Das Handwerk muss sitzen.“

Und: „Draufgänger können diese Job nicht machen.“ Außenpolitische Expertise und Vorsicht sind bei der Berichterstattung in Krisenregionen das Um und Auf. Vor allem aber braucht es eine Vielfalt an KorrespondentInnen, um unabhängige Berichte zu gewährleisten.

Auch David Kriegleder, Auslandsredakteur beim ORF, betonte die Wichtigkeit von KorrespondentInnen: „Über komplexe Konflikte mit multiplen AkteurInnen und verschleierter Propaganda kann man vom Büro aus nicht berichten.“ Heißt: Redaktionen sollten mehr Geld in Auslandsberichterstattung investieren.

Der „France 24“-Korrespondent Anthony Mills appellierte: „Man muss unbedingt auf seinen Instinkt hören. Wenn irgendetwas nicht stimmt, muss man weg. Auch wenn es Druck gibt.“ Selbst wenn die Suche nach dem Adrenalin-Kick und der perfekten Geschichte immer da ist, müsse man im richtigen Moment abbrechen können.

Dramatische Ereignisse passieren jedoch auch vor unserer Haustür, weiß „Presse“-Chronik-Redakteurin Eva Winroither: „Man sieht auch in Österreich Leichen, und Familien in Krisensituationen. Die Frage ist immer: wie weit kann ich gehen?“ Ein respektvoller und zurückhaltender Umgang mit traumatisierten InterviewpartnerInnen sind enorm wichtig.

Und wie als JournalistIn selbst mit Krieg, Leid und Tod umgehen? Traumatherapeutin Brigitte Fellinger sagt über psychische Reaktionen: „Nicht jeder Hochstress muss zu einem Trauma führen. Wenn es wiederholte Traumata sind, dann kann es aber sein, dass man sich nicht mehr erholt.“ Selbstfürsorge und Netzwerke sind wichtig, um diesen Job ausüben zu können.

Auf unserem Twitter-Account könnt ihr weitere spannende Zitate nachlesen. Diese Veranstaltung war eine Kooperation vom Kuratorium für Journalistenausbildung (KfJ), dem Presseclub Concordia und dem Frauennetzwerk Medien. Hier findest du einige Bilder, mehr davon auf unserer Facebook-Seite.


Fotos: Lisi Specht.

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