Ein offener Brief an Bundeskanzler Christian Kern vom Österreichischen Frauenring und dem Frauennetzwerk Medien zum geplanten Umbau des Aufsichtsrates der Wiener Zeitung:
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,
mit großem Befremden haben wir verfolgt, dass es im Aufsichtsrat der Wiener Zeitung zu einer Umbildung kommen soll: Berichten der APA zufolge hat die Bundesregierung beschlossen, dass Frank Hensel die derzeitige Aufsichtsratsvorsitzende Astrid Zimmermann ablösen soll. Gleichzeitig soll auch Helga Luczensky als ihre Stellvertreterin gehen.
Weshalb Astrid Zimmermann, die – nicht zuletzt in ihrer Funktion als Generalsekretärin des Presseclub Concordia – über jahrelange Erfahrung und damit große Expertise in der Medienbranche verfügt, abgelöst werden soll, ist für uns nicht nachvollziehbar. Der Wiener Zeitung gingen mit dieser Entscheidung eine weibliche Aufsichtsratsvorsitzende mit exzellenten Medienkenntnissen und ihre Stellvertreterin verloren.
Die angemessene Repräsentation von Frauen in leitenden Positionen ist dem Frauenring als Dachorganisation österreichischer Frauenvereine ein besonderes Anliegen. Das Frauennetzwerk Medien beobachtet die angemessene Repräsentanz von Frauen in der Medienbranche genau. Im März 2011 verpflichtete sich die Bundesregierung selbst dazu eine Frauenquote in den Aufsichtsräten der Bundesunternehmen einzuhalten. Dies erachten wir als einen wesentlichen Schritt in Richtung Geschlechtergerechtigkeit. Gerade vor dem Hintergrund dieser Selbstverpflichtung ist die Ablöse Astrid Zimmermanns und Helga Luczenskys für uns völlig unverständlich.
Der Österreichische Frauenring und das Frauennetzwerk Medien sprechen sich aus diesem Grund ausdrücklich gegen den geplanten Umbau des Aufsichtsrates der Wiener Zeitung aus.
Wir ersuchen Sie dringend um eine diesbezügliche Stellungnahme und verbleiben mit besten Grüßen,
Sonja Ablinger Edith Stohl
Vorsitzende ÖFR Vorsitzende Frauennetzwerk Medien