Hass im Netz und Cybergewalt stoppen!

Der Name #GemeinsamGegenCybergewalt ist Programm beim Projekt des Frauenservices Graz und des Netzwerks Frauenberatung. Eine Umfrage unter betroffenen Frauen zeigte, dass mit 70 Prozent sexuelle Belästigung die häufigste Form von Gewalt im Netz ist. Eine Frau schilderte beispielsweise, dass sich während eines Online-Meetings ein privater Videochat öffnete, ein Teilnehmer, der sich auszog, zu sehen war und sie bedrängte.

Zwei von drei Frauen werden online beschimpft, sagt Helena Essl vom Frauenservice. Ein Drittel berichtet von Online-Drohungen gegen ihr Leben, ebenso viele wurden von ihrem (Ex-)Partner kontrolliert: Sie mussten ihre Passwörter weitergeben oder wurden überwacht. Überhaupt ist der Täter bei einer von drei Frauen der (Ex-)Partner.

Digitales Wissen und Aufklärung über Cybergewalt

Jenny-Kerstin Bauer vom Netzwerk sagt, dass zum Stalking in Reallife, also als „der Täter früher stundenlang vor der Haustüre seiner (Ex-)Frau stand, in Zukunft noch smarte Alltagsgeräte wie ferngesteuerte Waschmaschinen es Tätern erleichtert, Frauen zu überwachen und stalken“. Die Gesetzeslage ist gut, die Strafverfolgung aber schwierig. Der Digital Gendergap – also, dass Frauen die Verwaltung ihrer Handys oft Männern überlassen und über weniger digitales Wissen verfügen – trägt außerdem dazu bei, dass Frauen stärker von Cybergewalt betroffen sind. Aufklärung ist deshalb wichtige Prävention.

Sich gegen Hass im Netz trotz aller Schwierigkeiten wehren

Die Gesetzeslage und was sie für von Hass im Netz Betroffene bedeutet, erklärt Iva Jugović von Zara beim Fjum-Workshop zur Resilienz bei Online-Hass: Im §107a geht es um Stalking im Netz, §115 beschäftigt sich mit Beleidigungen, §120a mit unbefugten Bildaufnahmen und § 283 mit Verhetzung. Die Hürden, zum Recht zu kommen, sind oft hohe: „Bei §107c, also Cybermobbing, ist die Latte sehr hoch. Die Tat vom muss öffentlich, also für rund zehn Personen sichtbar und für einen längeren Zeitraum wahrnehmbar sein, laut Rechtssprechung etwa eine Woche.“ Das sorgt aber auch dafür, dass das rasche Entfernenlassen etwa eines Nacktbildes aus dem Netz für eine schwierigere Strafverfolgung sorgt. Zara berät dabei, wie man sich gegen Hass im Netz wehren kann, auf der Website kann man auch Hass im Netz melden.
 

Mit Gegenrede Hass im Netz bekämpfen

Mit den Web@ngels gibt es ein Gegenrede-Projekt vom Standard, der Krone und der Universität Wien. Journalist*innen lernen dabei, wie sie auf Hass in den Kanälen und Foren ihres Mediums reagieren können. Die Links von Politik-Lernen führen auch zu Gegenrede-Lernmaterial und weiteren Stellen, die in der Bekämpfung und beim Melden von Hass im Netz hilfreich sind.

Das Frauennetzwerk Medien hat sich mit Hass im Netz gegen Journalistinnen beschäftigt, hier zum Nachlesen und Nachhören. Im Zara-Workshop können Interessierte auch selbst Varianten der Gegenrede erarbeiten.  Am 25. November 2024 findet ein Zivilcourage-Workshops für FLINTA* statt. In manchen Fällen kann einfach auch dazugepostete Fragen helfen wie „Willst du eigentlich diskutieren oder pöbeln?“ oder „Wollen wir wirklich als Menschen so miteinander umgehen?“

Autorin: Martina Madner, Fotos: Mika Baumeister auf Unsplash. Die Installation „Broken-Unbroken“ von Dennis Josef Meseg ist ein Aufruf, die Gewalt gegen Frauen endlich zu beenden.

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