Bei der Live-Diskussion Ende Juni, ausgerichtet von den Vereinen Frauennetzwerk Medien und Freischreiber Österreich, sprachen wir mit unseren fünf Gästen im Presseclub Concordia darüber, wie freie und angestellte Journalist:innen in Redaktionen besser zusammen arbeiten können.
Kathrin Gulnerits (Chefredakteurin von NEWS), Bartholomäus von Laffert (freier Journalist aus dem Selbstlaut Kollektiv), Michael Lohmeyer (Redakteur „Die Presse“ & Präsidiumsmitglied der Gewerkschaft), Elisabeth Oberndorfer (Digital Content Expertin, Beraterin & Journalistin) und Michaela Reisinger (Chefredakteurin des Lebensart Magazin) sprachen unter Moderation von Vorstandsfrau Astrid Kuffner über eigene Erfahrungen, faire Bezahlung, einen wertschätzenden Umgang, No-Gos, Wants, Haves und wechselseitige Erwartungen.
Die beiden frei schreibenden Gäste teilten bereitwillig Einsichten, die sie im Lauf ihrer beruflichen Tätigkeit gesammelt haben. Elisabeth Oberndorfer beschrieb ein wichtiges Learning aus ihrer ersten Selbständigkeit so: „Manchmal muss man Nein sagen, damit was Größeres kommt.“ Auch heute übernimmt sie immer wieder journalistische Aufträge, macht aber auch Beratung, Weiterbildung etc. – sie ist also viel diverser aufgestellt. Bartholomäus von Laffert, Mitglied des 2020 gegründeten 12-köpfigen Selbstlaut Kollektivs, hat erst vor kurzem das Wochenende in seine Arbeitswoche eingeführt. Von österreichischen Auftraggebern allein könnte er nicht leben – er setzt also stark auf Mehrfachverwertungen im deutschsprachigen Raum. Das Kollektiv ist Rückhalt und Reflexionsraum mit gemeinsamen Standards – hier können Aufträge gemeinsam bearbeitet oder auch mal weitergeben werden.
Michaela Reisinger betonte die Notwendigkeit der Zusammenarbeit mit Freien für die „Lebensart“, „weil wir so viele Themen haben. Wir versuchen eine sehr kooperative Zusammenarbeit, also nicht nur einen Auftrag hinzuwerfen, sondern aktiv zusammenzuarbeiten, den Diskurs zu führen“. Kathrin Gulnerits legt Wert darauf, Freie und Redaktionsmitglieder von „NEWS“ ganz gleichwertig zu behandeln. Aufgrund „jämmerlicher“ Budgets werden aber eher fertige Geschichten zugekauft, als Aufträge vergeben. Michael Lohmeyer ließ mit der Erkenntnis aufhorchen, dass fix angestellte Redakteure bei der „Presse“ eher nicht wissen, was die beauftragen Freien für ihre Leistung bezahlt bekommen. Probleme bei der Durchsetzung eines deutlich höheren Zeilenhonorars ortet er in den Verhandlungen auf Seiten der Geschäftsführungen. Für alle MitarbeiterInnen im Unternehmen sei es wichtig, sich zusammenzuschließen, betonte er. Das sei aber schwierig, weil es eben immer jemanden gäbe, der/die sagt, „okay ich mach‘s so billig“. Rund zwei Stunden wurden angeregt und auf Augenhöhe diskutiert und Fragen aus dem Publikum – live und im Stream – beantwortet. Anbei der Link zur Nachschau auf YouTube, falls ihr die Veranstaltung versäumt habt.